Kräuterwastl: Gesund bleiben durch Weglassen
03.09.2013 (rs). Sebastian Viellechner ist Kräuterwastl, der
das Motto "Leben im Einklang mit der Natur" zu seinem Lebensinhalt gemacht hat. Polizist in seinem früheren Leben hält er jetzt Vorträge, veranstaltet Kräuter-wanderungen und gibt seit nunmehr
sechs Jahren in der Sendung "Gesundheit!" des BR Fernsehens Tipps rund um Kräuter, Heilpflanzen und Rezepturen. Am Dienstagabend war der Kräuterwastl Gastreferent beim Gartenbauverein
Scheyern.
Da reichte der kleine Veranstaltungsraum des Vereinsheims nicht mehr aus; angesichts der fast 100 Besucher mussten Hans Fetsch und seine Vorstandskollegen des Gartenbauvereins in den angrenzenden
Saal ausweichen. Der Kräuterwastl war angekündigt und das Interesse war riesig. Und man kann nach dem Vortrag feststellen: es wurde niemand enttäuscht. Selten kommt jemand derart authentisch
herüber, wenn über ein Fachthema referiert wird. Der Wastl vermittelt nicht nur sein in der Natur erworbenes und wissenschaftlich fundiertes Wissen, nein: er lebt die Natur geradezu. Für ihn gibt
es nichts Unnützes dort draußen, sein Credo ist "die Natur zu sehen, zu entdecken, neu zu entdecken - fühlen - riechen - geniessen - schätzen - schützen und ... sich freuen...". Und dieses
Lebensgefühl vermittelt er sachkundig, anschaulich und witzig.
"Das Salatblatt, das 10 Schnecken angebissen haben, ist immer noch wesentlich besser als eines aus der Sondermülldeponie." wettert er gegen industriellen Anbau und Fertigung. Geschmacksverstärker
und Aromen seien rein chemische Stoffe, die in letzter Instanz abhängig machen. Man solle sich vor Verzehr immer die Liste der Inhaltsstoffe durchlesen. "Macht Eure Augen auf, um zu sehen; sonst
werdet Ihr sie brauchen, um zu weinen."
Die Grundbedürfnisse des Menschen können laut Viellechner durch Wasser (jedoch nicht die sogenannten Mineralwasser der Konzerne, schon gar nicht aus Kunststoffflaschen), Salz (Steinsalz und nicht
das 'Industriesalz', das nur für Maschinen geeignet ist), Öl (kein Sonnenblumenöl, das aus den Schalen gepresst wird und keinerlei Nährstoffe mehr enthält) und Pflanzen befriedigt werden. "Etwas
selber machen, etwas selber anbauen, das hat einen anderen Wert als industrielle Fertigung. Wir müssen dieses an unsere Kinder und Enkel weiter geben."
Der Vortrag enthielt über den Abend verteilt eine Vielzahl an Lebensweisheiten und Anregungen, die vielleicht zum Nachdenken anregen die man sich durchaus einmal in ausgewählten Situationen vor
Augen führen kann. Kostproben gefällig?
Dem Gartenbauverein Scheyern und seinem Vorsitzenden Hans Fetsch ist mit der Verpflichtung des Kräuterwastl ganz sicher ein Coup geglückt; derartige Qualität und Qualifikation in Vortragsabenden
erlebt man nicht alle Tage. Wer noch nicht genug hat oder wen der Mensch hinter dem Kräuterwastl interessiert:
am Dienstag den 17.09.2013 um 19 Uhr gibt es in der Sendung "Gesundheit" des BR-Fernsehens ein 45minütiges Portrait vom Kräuterwastl!
Jubiläumsfeier beim Gartenbauverein Scheyern
24.8.2013 (rs). Viel zu feiern gab es am Wochenende im Gartenbauverein Scheyern: 100jähriges Gründungsfest, 30jähriges Wiederbegründungsfest, 25mal 25jährige Mitgliedschaften und die Einweihung der erweiterten Keltereianlage.
Die Jubiläumsfeier am Freitagabend war natürlich zunächst einmal geprägt von Grußworten: der Vorsitzende des Gartenbauvereins Scheyern, Hans Fetsch, begrüßte alle Gäste und gab einen Abriss der
Vereinsgeschichte. Grußworte unter anderem von Josef Stadler vom Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Bezirk Pfaffenhofen folgten, bevor Gastreferent Rupert Mayr, Landesobmann von
insgesamt 113 Obst- und Gartenbauvereinen in Tirol, ans Rednerpult trat.
"Was unsere Kinder, Enkelkinder und Familien brauchen", so lautete der Titel des Gastvortrags. Leider werde die Wertschätzung gegenüber der Natur und ihrer Produkte sowie gegenüber dem Schoß der
Familie angesichts rein auf Profit ausgerichteter, industrieller Fertigung und beruflichem Stress immer geringer, so Rupert Mayer, der sich selber als schüchterner Bauernbub, als 13. von gesamt
15 Kindern vorstellt. "Wenn ich diese Situation beleuchte, geht es mir ausschließlich um unsere Kinder und um die Familie." Wichtig sei, dass jedes Kind, jeder Jugendlicher, aber auch jeder
Erwachsene im Kreis der Familie zur Ruhe käme, Vertrauen empfände und sich einfach wohl fühle. Dazu müsse jedoch gerade in der heutigen Zeit die jetzige Eltern- und Großelterngeneration Vorbild
sein. Und die Rückbesinnung auf die Natur müsse vorangehen. "Schöne fruchtbare Gartenbeete werden verräumt, weil sie zuviel Arbeit machen, Thujenhecken werden gepflanzt, damit niemand einsehen
kann; derartige Untugenden dürfen sich nicht weiter verbreiten, das tut mir weh, das ist eine Fehlentwicklung." In diesem Sinne plädierte er dafür, Computer und Fernseher dosiert zu konsumieren,
miteinander - persönlich - zu reden und die Kinder in die Natur zu "entführen".
In einer weiteren Feierstunde am Samstagnachmittag weihte schließlich Ehrenmitglied Abt Markus Eller die erweiterte Kelterei mit Pasteurisieranlage des Gartenbauvereins, bevor es mit einem
Sommerfest am Vereinsheim zum gemütlichen Teil überging.
Ursprünglich 1913 unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" gegründet durch Kaplan Aigner, der als Zeichen- und Turnlehrer sowie Präfekt am Gymnasium der Benediktinerabtei Scheyern wirkte, musste
sich der Gartenbauverein Scheyern 1934 wieder auflösen. Den Vereinen, die nicht ins Konzept des damaligen Regimes passten, wurden ihre Aktivitäten untersagt. Stark unterstützt durch den damals
amtierenden Bürgermeister Rudi Reimer wurde in einer Versammlung am 16. August 1983 zur (Wieder-)Gründung eines Scheyrer Gartenbauvereins eingeladen. Diesem Aufruf folgten seinerzeit mehr als 30
Bürger. Mit dem Auszug der Bundeswehr aus dem Kasernengelände (1993) ergaben sich Räumlichkeiten, die von den ortsansässigen Vereinen genutzt werden konnten. So haben auch das Vereinsheim des
Gartenbauvereins sowie seine Obstpresse dort ihre jetzt angestammten Plätze gefunden.
Alles rund um den Baum: Mythen, Bräuche und Geschichten
05.02.2013 (rs). "Ich freue mich, Sie die nächsten 3-4 Stunden mit Baumgeschichten beglücken zu dürfen." So begann Thomas
Janscheck am Dienstagabend seinen Vortrag beim Gartenbauverein Scheyern. Diese Ankündigung war zwar nicht ganz ernst gemeint, den Stoff dazu hätte er aber ganz sicher, betrachtet man das, was er
komprimiert in weit weniger Zeit über Geschichte(n) rund um Bäume zum Besten gab.
links: Vereinsvorstand Johann Fetsch, Referent Thomas Janscheck
Diese "Geschichten rund um Bäume" sind aber bei weitem nicht nur Erfahrungen eines diplomierten Gartenbauingenieurs aus seiner täglichen Arbeitswelt. Nein, Thomas Janscheck vermittelt den Baum
als Mittelpunkt und Überlieferer von Heimat, Tradition und Brauchtum. So wurden beispielsweise in früheren Zeiten unter der Dorflinde Gerichtsurteile gesprochen, aber ebensolche auch "gelindert".
Hier steckt der Ort des Geschehens schon im Wort. Die oberfränkische "Lindenkerwa" wird schon seit Menschengedenken gefeiert; dabei wird traditionell nicht nur um den Baum herum, sondern
teilweise auch im Geäst der Linde getanzt.
"Die Linde ist ein faszinierendes Lebewesen." vermittelt Janscheck den Besuchern einen persönlichen Bezug zu den Bäumen. "Ich habe ein Baumkataster, in dem bayernweit ca. 1000 Bäume mit ihren
kartographischen Daten, aber auch mit den Geschichten hinter ihnen erfasst sind. Dazu habe ich an den Bäumen Tafeln mit eben diesen Daten aufstellen lassen; damit soll das Bewusstsein der
Menschen in der Beziehung zu den Bäumen geschärft werden, was wiederum deren Schutz dient." Alexander von Humboldt mahnte bereits vor mehr als 200 Jahren "Habt Ehrfurcht vor dem Baum. Er ist ein
einziges, großes Wunder und Euren Vorfahren war er heilig." Die Nibelungensage stellt die Linde als Schicksalsbaum an den Anfang und ans Ende der Geschichte. Und auch Goethes "Faust" kommt nicht
ohne sie aus: "Der Tragödie erster Teil - Bauern unter der Linde. Tanz und Gesang".
Ungefähr 25 Interessierte kamen zum Vortrag ins Stüberl des Gartenbauvereins. Sie erfuhren ganz sicher nichts zu Schnitt oder Veredelung, stattdessen aber interessantes Brauchtum, das vom
Referenten auf eine humorvolle Art und Weise dargebracht wurde. "Wir sind nicht Gärtner, sondern Landschaftspfleger." appellierte Thomas Janscheck denn auch an die Besucher, über den Tellerrand
hinaus zu schauen. Zufall oder nicht: Linde, Vogelkirsche und Weiße Rosskastanie präsentieren sich in voller Blüte auf den Wohlfahrtsmarken 2013. Wer hat denn da bei wem
gespickt?